Festrede zum 125-jährigen Jubiläum 1998

Aus Anlass des 125 jährigen Jubiläums der Feuerwehr- und Stadtkapelle Adelsheim hat die Kapelle in Ihrer Chronik geblättert:

Instrumentale Musik hat in Adelsheim eine jahrhundertelange Tradition. Eine erste urkundliche Erwähnung einer Instrumentalmusik konnte sogar bis auf das Jahr 1766 zurückverfolgt werden. Zur feierlichen Grundsteinlegung der evangelische Stadtkirche wurde schon damals eine „Vokal- und Instrumentalmusik“ aufgeführt.

Nach diesem Datum, gibt es einige Belege vom Bestehen verschiedener Kapellengruppierungen als untergeordnete Abteilungen von Turnverein, Schützenverein und Feuerwehr (ca. 1820 – 1840) .

Erst nach Wiedergründung der Feuerwehr 1865 vollzog sich im gleichem Jahr auch die Gründung einer Feuerwehrkapelle in Adelsheim. Die Feuerwehrkapelle spielte seit diesem Datum auf vielen Festlichkeiten in Adelsheim und Umgebung bis finanzielle Schwierigkeiten dazu führten, dass die Kapelle im Jahre 1887 aufgelöst wurde. Bis 1903 gab es in Adelsheim keine offizielle Instrumentalmusik, wobei vermutet werden kann, dass der eine oder andere Musiker aus der ehemaligen Feuerwehrkapelle hier und da auf Festlichkeiten sein Bestes geboten hat.

Nach der 2. Wiedergründung der Feuerwehr im Jahre 1903 wurde in diesem Zusammenhang ein Musikzug der Feuerwehr beschlossen und gegründet. Bis zum 1. Weltkrieg absolvierte die Feuerwehr- und Stadtkapelle einige bedeutende Auftritte und wurde zum festen Bestandteil des öffentlichen Lebens der Stadt Adelsheim. Nach dem 1. Weltkrieg trafen sich wieder einige der ehemaligen Musiker und führten die Feuerwehr- und Stadtkapelle unter dem Dirigenten Ernst Gräf bis zum Anfang des 2. Weltkrieges.

Schwierig gestaltete sich der Neuanfang der Blasmusik nach 1945. Instrumente waren verschollen, beschädigt oder einfach verschwunden, die Noten und alles sonstige Material in alle vier Winde zerstreut. Im Anschluss an den Faschingsumzug im Februar 1953, bei dem Adelsheimer Feuerwehrleute mit geliehenen Instrumenten eine Blaskapelle darstellten, ohne indes tatsächlich auf ihnen Spielen zu können, entschloss man sich in Kreisen der Feuerwehr, die Wiedergründung einer Feuerwehrkapelle gezielt anzustreben. Ein Gemeinderatsbeschluß vom 9. März 1953 gibt hierüber Aufschluss: "Der Gemeinderat begrüsst die Bildung einer Musikkapelle in Adelsheim. Heinrich Ebel hat sich ehrenamtlich als Kapellmeister zur Verfügung gestellt. Es ist bekannt, dass in Adelsheim noch Musikinstrumente der früheren Stadtkapelle vorhanden sind. Es wird der dringende Appell an die Einwohnerschaft gerichtet, alle noch vorhandenen Instrumente im Rathaus abzuliefern". Dieser Aufruf scheint jedoch nicht den gewünschten Erfolg gehabt zu haben, denn schon am 23. März 1953 stellt der Gemeinderat fest, dass Instrumente für mindestens 4700 DM angeschafft werden müssen. Feuerwehrkommandant Peter Sauer, der sich genau wie der langjährige Dirigent der Kapelle, Heinrich Ebel, beim Wiederaufbau der Kapelle besonders verdient gemacht hat, nahm daraufhin bei der Bezirkssparkasse ein Darlehen über 5000 DM auf. Vorbildlich übernahmen Persönlichkeiten der Bürgerschaft und Mitglieder der Wehr die Bürgschaft für diesen Betrag. Es klingt heute fast unglaublich, dass die Schuld durch Verzicht auf Diäten von den dem Stadtrat angehörigen Bürgen getilgt wurde. Am 13. August 1953  war es dann soweit: Aus der Hand ihres ersten Dirigenten Heinrich Ebel empfingen 22 Musiker die neugekauften oder gerade gestifteten Instrumente.

Im Jahre 1968 übernahm Kurt Jaschek mit viel Engagement den Taktstock von seinem Vorgänger Heinrich Ebel. Er sollte für die darauffolgenden 25 Jahre  „Vater“ der heutigen Kapelle werden. Er führte die Kapelle zu grossen Erfolgen und nahm mit dieser an allen Wertungsspielen des Blasmusikverbandes Odenwald Bauland teil. Ein weiterer Baustein dieses Erfolges war mitunter auch der Gründung einer Jugendkapelle Im Jahre 1964 durch Ihn. Auch  auf diesem Felde leistete er Pionierarbeit, um zahlreichen Adelsheimern Kinder eine hervorragende musikalische Ausbildung zu vermittelten.

Mit Ernennung zum Ehrendirigenten im Jahre 1992 übergab Kurt Jaschek den Taktstock seinem Nachfolger Stefan Herzog, der die musikalischen Geschicke bis zum heutigen Tage erfolgreich fortführt. Mit Ralf Simonides hat die Jugendkapelle Adelsheim eine weiterhin positive uns konstante Entwicklung nehmen können. Dank Solider und Engagierter Jugendarbeit ist die Feuerwehr- und Stadtkapelle Adelsheim eine fast jugendliche Kapelle, mit einem Durchschnittsalter von lediglich      27 Jahre, geworden.

Zum festen Bestandteil des Veranstaltungskalender der Feuerwehr- und Stadtkapelle gehört ein Jahreskonzert im Dezember und der bei der jungen Bevölkerung der Region beliebte Nachthemdenball am Rosenmontag, der seit 1979 veranstaltet wird. Ebenso gehört auch das seit 1975 im zweijährigen Rhythmus stattfindende Seestadtfest zum kulturellen Leben in der Gesamtstadt Adelsheim. Vielfältige Auftritte zu kirchlich, freundschaftlich und sozialen Gegebenheiten runden das Engagement der Kapelle ab.

Der Abriss der Geschichte zeigt, dass die Blasmusik in Adelsheim eine Tradition hat. Im Jahre 1972 konnte man den urkundlichen Nachweis für über 100 Jahre Blasmusik in Adelsheim erbringen. Im Frühjahr diesen Jahres wurde unserem heutigen Ehrendirigenten Kurt Jaschek in Vertretung der Feuerwehr- und Stadtkapelle im Staatstheater zu Karlsruhe die begehrte Pro Musika Plakette durch Innenminister Genscher verliehen. Im Rahmen des darauf im Juni 1973 stattfindenden Bezirksmusikfestes gab man dieser Auszeichnung einen würdigen Rahmen.

 25 Jahre später (05.- 07.09.98) , hat die Feuerwehr- und Stadtkapelle Adelsheim dies zum Anlass genommen Ihr 125 jähriges Jubiläum in Verbindung mit einem Berzirksmusikfest des Blasmusikverbandes Odenwald Bauland zu feiern.